Turnierfotografie – verschwendete Zeit oder Goldgrube?

Sobald ich die Kamera auf einem Turnier auspacke ist der Andrang auf meine Person groß.

Teilnehmer und Angehörige holen sich Flyer bei mir ab, unterhalten sich kurz mit mir und zu 98% höre ich, dass es schön sei, dass mal wieder ein Fotograf auf einem Turnier ist.

Bevor ich mein erstes Turnier fotografiert habe, dachte ich, dass es normal wäre dass auf jedem größeren Turnier ein Fotograf anwesend wäre und dass es nur die Ausnahme ist, wenn niemand zum fotografieren da ist.

Jetzt glaube ich, dass es heutzutage eher die Ausnahme ist, wenn ein Fotograf das Turnier begleitet und sonst nur die Angehörigen Bilder und Videos machen.

Aber wieso ist es so, dass scheinbar keine Fotografen mehr Turniere begleiten wollen?

Meine Anfänge als Turnierfotograf

Seit dem Frühjahr 2022 fotografiere ich regelmäßig Turniere.

Mein allererstes Turnier war relativ spontan, ich glaube ich habe so in etwa 1,5 Wochen beim Veranstalter vorher angefragt – ja, ich habe die Initiative ergriffen.

Total euphorisch und total unvorbereitet bin ich dann aufs Turnier gefahren – pro Strecke 45 KM. Ich habe ja nicht damit gerechnet dass noch kein anderer Fotograf da war und dass die mir dann zusagen.

Etwas mulmig war mir schon zumute, als ich im Parcours stand und das erste Paar in die Halle kam.

Nach den ersten 5 Startern wusste ich dann in etwa, was mich erwartet und es hat angefangen, Spaß zu machen.

Nach der ersten Prüfung bin ich dann aber aus dem Parcours gegangen und habe mich an die Bande gestellt, denn so konnte ich mich bewegen wie ich wollte und musste nicht ständig Angst haben, dass ich irgendwo ungünstig stehe und von einem Pferd umgenietet werden würde.

Ich muss sagen, für mein erstes Turnier lief es erstaunlich gut. Alle waren freundlich zu mir und haben sich sehr gefreut, mich zu sehen.

Es hat mich stutzig gemacht, warum immer das gleiche zu mir gesagt würde – nämlich, dass es kaum noch Fotografen gibt, die auf Turniere fahren und man sich immer total freut wenn man ein schönes Bild von sich und seinem Vierbeiner hat.

Nach diesem Turnier habe ich ein wenig mit anderen Fotografen auf Instagram geschrieben, die auch auf Turnieren anzutreffen sind. Mehr oder weniger war die Aussage der meisten gleich – nämlich dass Turnierfotografie keinen guten Ruf mehr hat; dass es wirtschaftlich eigentlich keinen Sinn hätte, sich 3 Tage auf den Platz zu stellen, zu fotografieren und dann keine Anerkennung zu bekommen.

Was benötigt man an Ausrüstung für ein Turnier?

Wichtig ist natürlich als allererstes, eine Kamera. Da will ich gar keine Empfehlungen aussprechen, man kann mit jeder Kamera Turniere fotografieren und gute Ergebnisse erzielen.

Ich habe angefangen mit der Canon EOS 5D Mark III und bin nun umgestiegen auf die Sony A7 III, da sie für meine Zwecke, nicht nur in der Turnierfotografie, mir die Arbeit sehr erleichtert.

Dann braucht man noch ein gutes Objektiv. In der Turnierfotografie wird es meistens der Fall sein, dass man nicht direkt an den Sprüngen steht, daher ist ein Tele-Zoom von Vorteil. Ich nutze hierbei ganz klassisch das 70-200mm von Canon (mit dem Sigma MC-11 Adapter) mit einer durchgängigen Blende von 2.8. So habe ich das Motiv schön scharf und trotzdem ein tolles Bokeh.

Alleine diese Ausrüstung hat mich um die 2800 € gekostet – und da ist nichts dabei, auf das man verzichten könnte.

Neben der Kamera braucht man natürlich auch noch mehrere Ersatz-Akkus. Gerade bei einer DSLM hält ein Akku nicht unbedingt so lange wie der einer DSLR.

Turniere gehen meistens von 8:30 bis 18 Uhr, da wird man mit einem Akku nicht über den ganzen Tag kommen. Ich habe 4 Akkus von meiner Kamera und brauche pro Turniertag ca. 2,5 Akkus.

Daneben kommen noch die Speicherkarten hinzu. Meine Kamera hat 2 Speicherkartenslots, daher speicher ich die Bilder doppelt auf den SD-Karten, für den Fall der Fälle das eine SD-Karte mal einen Fehler hat. Meine SD-Karten sind alle die SanDisk Extreme Pro – mit einer hohen Schreibgeschwindigkeit, für mich unerlässlich auf Turnieren. Ich habe 2x 128GB und 4x 64 GB, wovon aber alle immer doppelt genutzt werden, also insgesamt 256GB, was für mich vollkommen ausreicht.

Akkus und Speicherkarten haben mich zusammen auch um die 200€ gekostet.

Dann kommen noch die Gebühren für den Onlineshop dazu (ich nutze Pictrs um meine Bilder zu verkaufen und ich liebe es), anteilige Kosten für Strom und Bearbeitungsprogramme, Fahrtkosten und Essen&Trinken.

Auch nicht zu vergessen ist der Laptop/PC, um die Bilder zu sichten und zu bearbeiten.

Ich würde behaupten, dass dafür fast jeder Laptop mit ausreichend RAM geeignet ist. Ich persönlich habe ein MacBook Pro, alleine weil es für meine Zwecke in der Bildbearbeitung sehr gut ist.

Neu kosten die ein Vermögen, gebraucht (es kommt natürlich auf die Größe, Speicherplatz, RAM etc. an) kann man die für 600-2000 € finden.

Dann müssen die Teilnehmer und die Angehörigen natürlich darauf aufmerksam gemacht werden, dass ein Fotograf anwesend ist.

Dafür braucht man dem Zweck entsprechende Marketingmaterialien. In meinem Fall sind das Flyer, die ich an der Meldestelle und beim Essen auslege, manchmal auch auf Tischen und Poster in Größe DIN A3, die ich auch nochmal an den Stellen aufhänge, wo die Leute zwangsläufig vorbeigehen.

Pro Turnier kann man mit Kosten für Werbung rund 30 € einplanen.

Dann kommt noch der Stand hinzu.

Ich persönlich habe einen Pavillon, dort drinnen stehen 2 Tische und darauf ein bisschen Deko und ein paar Bilder aus Shootings von mir. Leider hatte ich noch nie die Chance, diesen Stand auf einem Turnier aufzubauen, aber das wird auch irgendwann noch kommen. Hier kann man natürlich auch keinen pauschalen Preis sagen, aber ich habe dafür um die 200 € aufbringen müssen.

Zu guter letzt möchte das liebe Finanzamt auch noch was vom Gewinn abbekommen.

Der Steuersatz ist persönlich und nicht mit anderen zu vergleichen, aber grob kann ich mit ca. 15% rechnen, die ich von meinem Gewinn ans Finanzamt zwecks Einkommensteuer zahlen muss.

Da ich Kleinunternehmer bin, muss ich keine Umsatzsteuer vereinnahmen und an das Finanzamt abführen, das wären auch nochmal 19%.

Zeitaufwand

Die Turniere, die ich bisher begleitet habe, gingen von Freitag bis Sonntag.

In diesen 3 Tagen kann man damit rechnen, dass man pro Tag durchschnittlich 9 Stunden auf dem Turnier ist.

Da sind wir schon bei 27 Stunden Zeitaufwand alleine um das Turnier zu fotografieren.

Ich bin außerdem so ein Mensch – ich plane sehr gerne und habe gerne alles strukturiert und will im Vorfeld über alles Bescheid wissen. Daher habe ich vor dem Turnier sehr viel Kontakt mit dem Veranstalter, um alle offenen Fragen abzuklären. Da kann man insgesamt von einer Stunde Zeit ausgehen.

Nach dem Turnier kommt das Sichten und Bearbeiten der Bilder. Nicht jedes Bild, was man geschossen hat, schafft es in den Onlineshop. Wenn der Sprung unvorteilhaft ist, das Pferd sperrt oder verweigert, werden solche Bilder natürlich gelöscht.

Da kann man von einer Dauer von ca 10 Stunden ausgehen.

Dann kommt noch das Verschlagworten von den Bildern mit Nachname vom Reiter und Startnummer. Auch das dauert bei den ganzen Galerien um die 2 Stunden.

Nun kommt noch die Zeit für die Kunden hinzu. Meistens ist mein E-Mail Postfach und meine Instagram Direkt Nachrichten proppenvoll und die müssen dann auch alle beantwortet werden – mir persönlich ist es als Dienstleister super wichtig dass die Kunden zufrieden sind.

Das hängt meistens ganz von der Größe des Turniers ab, man kann aber auch so mit 2 Stunden rechnen.

Wenn man alles zusammenrechnet, ist das eine Gesamtzahl an Stunden von 42 Stunden. Wenn man von dem momentanen Mindestlohn von ca. 10€ ausgeht, müsste ich also schon 420€ verdienen, um meine Zeit adäquat bezahlt zu bekommen – das alles ohne irgendwelche Ausgaben.

… und warum gibt es jetzt kaum noch Turnierfotografen?

Ganz einfach, für die meisten Fotografen lohnt es sich wirtschaftlich einfach nicht.

Der Umsatz, den man mit dem Verkauf von diesen Fotos macht, ist nicht der Gewinn.

Vom Gewinn muss man seine ganzen Ausgaben abziehen, wie Sprit, Werbung, Kosten für den Onlineshop etc.

Und dann wird vom Gewinn noch die Einkommensteuer abgezogen.

Das was dann am Ende noch übrig bleibt, das ist der Gewinn, und das ist leider meistens einfach nicht so viel.

Außerdem sind durch Turniere die kompletten Wochenenden geblockt. Da es meistens von früh bis spät geht, hat man dann kaum Zeit für andere Shootings. Und diese Shootings bringen mehr Geld als die Begleitungen eines Turniers.

Bei den Shootings hat man seine Preise so gewählt, das man am Ende des Tages Gewinn macht – anders würde es ja auch kaum Sinn machen.

Bei Turnieren kann man nie planen, wie viel man einnehmen wird.

Niemand ist verpflichtet, Bilder zu kaufen. Ich fotografiere zwar jeden, aber natürlich will/muss/kann nicht jeder Bilder kaufen.

Daher muss ich die Preise so wählen, dass ich, Relaistisch gesehen, wenigstens meine Fixkosten abdecken kann und auch nicht auf denen sitzen bleibe.

Das klappt mal mehr und mal weniger gut. Was allerdings auch am Verein liegen kann, ich habe leider auch schon nicht so gute Erfahrungen machen dürfen…

Das leidige Thema Preise

Niemand will euch mit den Preisen etwas böses.

Dennoch müssen die Ausgaben durch den Verkauf der Fotos irgendwie gestemmt werden und eigentlich will man ja auch selber was daran verdienen.

Denn sind wir mal ehrlich, niemand von euch würde für 6€/Stunde arbeiten gehen.

Also warum sollten wir es?

Wir haben uns diesen Beruf/Nebenberuf zwar ausgesucht, aber man muss ja auch irgendwie davon leben können (ich in meinem Fall nicht)

Man kann nicht immer bis zur völligen Erschöpfung arbeiten, weil man sonst nicht genügend Geld verdient, um über die Runden zu kommen.

Daher habe ich nach dem ersten Turnier, welches ich fotografiert habe und die Preise wirklich lachhaft günstig waren, diese auch angehoben.

Für diejenigen, die sich keine Bilder für 23€ (mein höchster Preis beim Download – Größe XL) leisten können, gibt es die Downloads auch in Größe M und L. Da hat man zwar keine volle Qualität wie bei XL, dennoch reicht es für Social media und kleine Drucke.

Wer natürlich die volle Qualität haben will, braucht die Größe XL. Die Bilder in dieser Größe kann man dann auch auf Leinwände drucken lassen.

Bei mir gibt es auch die Möglichkeit, Mengenrabatte zu bekommen wenn man 5 Bilder oder mehr kauft.

Bitte denkt daran, der Fotograf steckt viel Mühe, Zeit und Herzblut in die Sache – man kann sowas einfach nicht kostenlos weitergeben.

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